Herbst-Tartine mit Rosenkohl, Esskastanien und Pilzen

rezept-rosenkohl-kastanien-herbst-sandy-neumann-confiture-de-vivreUnd wieder saßen wir uns gegenüber. Auge in Auge. Ich glotzte sie an und sie glotzten zurück. Geradezu aufmüpfig! Mein stechender Blick nutze nichts, rein gar nichts. Ganz im Gegenteil – es schien als würden sie größer werden unter meiner eingehenden Beobachtung und sich vermehren. Bedrohlich, bedrohlich! Jedes Mal das Gleiche. Im Abstand weniger Wochen, mir schien es kürzer, landeten sie wieder auf meinem Samstag-Mittag-Teller. Grüne Monster, die es galt zu verspeisen. Mit jeder Faser meines kleinen Körpers und meines wachen Geistes versuchte ich, sie erneut loszuwerden – erfolglos. Schon höre ich die durchdringende Stimme meines Vaters sagen: “Bevor du die nicht aufgegessen hast, brauchst du gar nicht vom Tisch aufstehen.” Er hatte sich verbündet. Verbündet mit diesen bitteren, müffelnden Kullern – auch Rosenkohl genannt – um mich zu bezwingen. Augen zu und an Schokokuchen denken…

Wenn ich daran zurück denke – es war ein Albtraum, ein ums andere Mal. Und nun ist alles anders. Wie kann das sein? Woher kommt, die, vor allem, kindliche Abneigung gegen Lebensmittel, wie eben Rosenkohl, Spinat, Sauerkraut oder bestimmte kräftige Käsesorten die so heftig ist? Weshalb geht das nicht nur einzelnen, sondern vielen so? Kann man da was machen? Wächst sich das aus?

Diesen Fragen wollte ich auf den Grund gehen. Und ja, es gibt Antworten! Heureka! Den genannten Lebensmitteln ist gemein, dass sie vom Grundgeschmack her bitter sind. Bitter zu schmecken war für uns als Menschen evolutionsbiologisch von entscheidendem Vorteil. Der bittere Geschmack hielt uns davon ab, giftige Substanzen zu uns zu nehmen. Es gibt Bittersubstanzen (kurz PROP und PTC), die in Lebensmitteln vorkommen bei denen die Ablehnung genetisch bedingt ist. Es wird geschätzt, dass das bei ca. 70% der Menschen so ist – sie werden PROP-Schmecker oder Super-Schmecker genannt. Diese lehnen noch mehr Lebensmittel ab und beschreiben sie als unangenehm. Deren Geschmackspapillen weisen physiologische Besonderheiten auf. Meistens gehören Frauen dazu. 30% sind PROP-Nicht-Schmecker. So, Genetik geklärt – aber woher kommt nun die Veränderung der sensorischen Wahrnehmung? Wieso schmeckt uns etwas, was wir als Kinder abgelehnt haben?

herbst-rezept-rosenkohl-kastanien-sandy-neumann-confiture-de-vivreGenerell lehnen Kinder Nahrung mit “schmeckt mir nicht” ab und es werden Aversionen entwickelt – so war’s bei mir. Eine positive Akzeptanz stellt sich aber oft erst nach mehrmaligen Verzehr ein – OK, hatten wir, trotzdem keine Veränderung. Was gefehlt hat, war die positive Beeinflussung. Es hat sich gezeigt, dass auch hier das Vorleben der Eltern entscheidend ist. Wahrscheinlich wäre für eine frühzeitige Akzeptanz etwas wohlwollende Unterstützung sinnvoll gewesen. 

Warum schmeckt uns nun, als Erwachsene das ein oder andere, womit man uns früher hat jagen können?

Forscher beschreiben hier, dass unsere Einstellung, dass uns etwas gut tut, der Wert des Nahrungsmittels, zum Beispiel, dass es unserer Gesundheit zuträglich ist die Akzeptanz beeinflussen. Dazu kommt, dass die Situation für uns stimmig ist, in der wir etwas essen. Hmmmh… Dann scheint ja alles ganz einfach!

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Dann machen wir die Probe auf’s Exempel.

Rosenkohl, gemeinsam mit Esskastanien und Pilzen werden eine tolle Kombi auf dem frischen Sauerteigbrot sein und wird uns mit seinen vielfältigen Geschmäckern erfreuen – positive Einstellung – check!

Rosenkohl hat reichlich Vitamine und genau die Bitterstoffe sind bestens zur Prävention von Krankheiten geeignet – Wertigkeit hoch – check!

Nach einem langen Tag, der schon ordentlich Herbst war, mit Sturm und Regen, brauchen wir was, was uns wärmt, nährt und glücklich macht. Hübsch angerichtet sowieso – stimmige Situation – check!

So einfach ist es sicher nicht immer und auch sind noch nicht alle sensorischen Vorlieben und ihre Ursprünge geklärt. Ich gehe dem weiter auf den Grund und genieße ein paar Herbst-Tartine mit Rosenkohl, Esskastanien und Pilzen.

Herbst-Tartine
Serves 2
mit Rosenkohl, Esskastanien und Pilzen
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Prep Time
30 min
Cook Time
15 min
Total Time
45 min
Prep Time
30 min
Cook Time
15 min
Total Time
45 min
Ingredients
  1. 4 Scheiben Sauerteigbrot, leicht getoastet
  2. 200 g Rosenkohl, geputzt
  3. 1 handvoll Esskastanien, vorgegart, halbiert
  4. 100 g Pilze nach Wunsch, geputzt (hier Champignons), in Scheiben geschnitten
  5. 1 EL Butter
  6. 1 Schalotte, geschält, halbiert und in feine Ringe geschnitten
  7. einige Physalis, halbiert, zur Deko
  8. ein paar Pinienkerne zur Deko
  9. Kresse-Blättchen zur Deko
  10. Olivenöl
  11. Salz, Pfeffer
Instructions
  1. Den Rosenkohl in kochendem Wasser kurz für 3 Minuten blanchieren. Dann kurz in Eiswasser geben, um den Garprozess zu stoppen, abtropfen und in einer Schüssel beiseite stellen.
  2. In einer Pfanne die Pilze ohne Öl anbraten bis sie Farbe bekommen. Dann auf einen Teller geben und beiseite stellen.
  3. Den Rosenkohl halbieren oder vierteln, wenn die Röschen sehr groß sind.
  4. In der Pfanne nun Olivenöl erhitzen und den Rosenkohl anbraten. Dann die Esskastanien dazu geben und alles Farbe nehmen lassen.
  5. Nun die Pilze dazu geben und vorsichtig durchschwenken. Den Esslöffel Butter in die Pfanne geben. Salzen und pfeffern.
  6. Die Brotscheiben auf Teller oder ein Frühstücksbrett geben. Rosenkohl, Esskastanien und Pilze darauf anrichten. Die Schalotten darüber geben. Mit Physalis, Pinienkernen und Kresse-Blättchen garnieren. Mit etwas frisch gemahlenem Pfeffer bestreuen und ein paar Spritzern Olivenöl abrunden und servieren.
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Comments (12)

  1. Das ist ja spannend mit den Prop-Schmeckern. Ich finde es total faszinierend, was doch genetisch vorgegeben ist.
    Dennoch finde ich es wichtig, einfach immer wieder alles zu probieren. Viele Leute haben auch einfach Pech gehabt und ein schlecht zubereitetes Lebensmittel probiert, legen es aber aufgrund dieser Erfahrung für immer unter “schmeckt mir nicht” ab. Immer wieder offen für Neues sein, sonst verpasst man was 🙂

    Ich weiß auf jeden Fall, dass mir deine Tartine sicher großartig schmecken würde, obwohl ich als Kind Rosenkohl bei meiner Oma auch abgelehnt habe. Und toller Kniff mit den Physalis!

    Liebe Grüße,
    Denise

    • Hallo Denise, das sehe ich auch so! Wichtig ist, offen für neues zu sein und sich auch kulinarisch was zu wagen. Ich hatte schon immer so eine Vermutung, dass es, zumindest einen kleine, genetische Veranlagung gibt. Persönlich bin ich froh, dass mir nun so leckere Sachen wir Rosenkohl zugänglich sind 😉
      Und ja, die Physalis bringen nicht nur Farbe, sondern eine tolle sauer-fruchtige Komponente. Liebe Grüße, Sandy

  2. Hmmm… dann gehöre ich wohl zu den 30 Prozent der Nicht-Prop-Schmecker. Denn Rosenkohl und Spinat habe ich schon als Kind gemocht – ebenso wie Dicke Bohnen, Grünkohl, Sauerkraut und vieles andere, was Kinder typischerweise nicht gerne essen. Dafür mag ich bis heute leider kein Sauerteigbrot. Die wundervollen Zutaten aus deinem Rezept würde ich deshalb auf eine Scheibe Hefebrot packen!… 😉

    Liebe Grüße
    Maren

    • Liebe Maren, oh ja, dicke Bohnen! Die habe ich vergessen. In der Tat mochte ich die als Kind auch gern. Und ganz bestimmt schmeckt der Rosenkohl auch auf Hefebrot. Du bist allerdings die erste, die ich kennen, der Sauerteigbrot nicht schmeckt 😉 Liebe Grüße, Sandy

  3. Nun habe ich endlich eine Erklärung dafür, warum mein Mann so manches nicht isst 😉
    Deine Tartine ist ein wahrhaft fulminantes Feuerwerk an Herbstfarben. Sehr schön machen sich die Physalis auch farblich. Ich hatte beim ersten Hinschauen auf Kürbis getippt.

  4. Ach wie gern hätt ich jetzt genau so eine Tartine zum Frühstück, liebe Sandy.
    Rosenkohl find ich ein ganz wunderbares Gewächs – so lange man ihn nicht zerkocht, bis er graue Matschepatsche geworden ist.
    Hab einen schönen Tag, viele Grüße
    Conny

    • Stimmt! Matschiges Gemüse ist wirklich “bäh”. Ich hab’s lieber etwas knackiger. Dir auch einen schönen Tag!

  5. Hallo Sandy,

    süß geschrieben. Kann ich nur bestätigen. Als Kind mochte ich viele Dinge nicht, die ich heute liebe. Ich glaube es hat auch etwas mit dem Alter zu tun. Die Geschmacksknospen entwickeln sich halt langsam. Mit Wein fing man auch süß an und heute kann er nicht trocken genug sein. 😉

    Sonnige Grüße,
    Claudia

  6. I’ve always loved Brussel sprouts and spinach and even more so as I grow olderThat is why I am totally loving your tartines here. How I wish we could share these with a glass of wine and a good chat.

  7. […] Bittersubstanzen sowie über PROP-Schmecker und Nicht-PROP-Schmecker herausgefunden hat, könnt ihr auf ihrem Blog nachlesen. Und obendrein gibt es dort ein Rezept für Herbst-Tartine mit Rosenkohl, Esskastanien und Pilzen […]

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