südfranzösischer Frühlingsalat

ein frischer Salat für den Frühling aus Südfrankreich

“Haben Sie da nicht ein Rezept?”

Nein, habe ich nicht. So sehr ich das nachvollziehen kann, wenn die Not groß ist, wenn sich die Probleme nicht hintereinander in einer Reihe anstellen sondern einfach alle zugleich wie wild durch die Tür drängen, Achtung rufen und angeguckt werden wollen.

Ich hätte selbst gerade gern ein einfaches Rezept, eins für alles, was es zu erleben gibt, für alles, was gerade gefühlt wird.

Wieder eine Nacht, in der die dunklen Gedanken aus alle Ritzen gekrochen kommen und die Stunden auf dem Wecker zerfließen und sich im Schatten-Nichts auflösen, ohne Erholung für einen nächsten Tag, ohne einhüllenden Schlaf, der auch mal vergessen lässt. Seit Tagen klebt täglich jemand einen grimmigen, grauen Morgen an den Himmel. Als dürfte es gerade nur so und nicht anders sein.

Wolken wie aus altem, durchfeuchtetem Pappmaché, nicht ein einzelner Sonnenstrahl erlaubt sich, unser Südfrankreich zu erhellen. Wie der Tag kommt, geht er, verabschiedet sich in noch dunklerem Grau, schickt noch einen weiteren Schauer Nasses. So, da habt ihr’s! Und verschwindet dann ohne große Worte hinter unserem Berg Mont Tauch. Der weiß auch nichts mehr dazu zu sagen. Der hat auch den Kanal voll und der steht da einfach so. Ganz lange schon. Und scheint auf eine eigene Art sehr weise zu sein. So wäre ich auch gern. Der Mont Tauch hat auch kein Rezept für das alles, noch nicht mal für Frühling in Südfrankreich obwohl er sich das ja gern unter den Nagel reißt.

Ein einfaches Rezept für erholsamen Schlaf – Fehlanzeige.

Ein einfaches Rezept, sich nicht mehr so ohnmächtig zu fühlen – non, mais non.

Ein einfaches Rezept, nicht einfach so gelebt zu werden sondern zuversichtlich zu sein, hoffnungsvoll – nein, kein einfaches Rezept. Ein Rezept.

Ein Rezept, das für mich gerade geht – immer wieder ein neues Rezept, täglich ein angepasstes, einen Schritt nach dem anderen, klein. Die zarten, nährenden guten Momente des Tages hell leuchten lassen und dankbar sein. Für die irre tollen Menschen, die sich mir anvertrauen, denen ich den Raum halten kann. Für Mutter Natur, die wieder generös das Beste verteilt. Auch wenn das Grau und Nass gerade schlimm auf meinen Kopf fällt.

Und kochen, immer wieder kochen. Ein Rezept, das einfach ist, weil es mit dem auskommt, was gerade verlässlich und gewiss ist.

südfranzösischer Frühlingssalat

Immer wieder licht gelegte Momente auf dem Teller sehen, riechen, hören schmecken. Um das Gute zu fühlen, das, was gerade wichtig ist und stützt. Da ist auch schon ein bisschen Frühling – ganz zart, mit wildem Spargel und Fenchel aus den Hügeln meiner Corbières, mit den ersten jungen Erbsen von Rudys Marktstand, kleinen lilafarbenen Artischocken, Calendulablüten und fermentierten Cedrat aus der Vorratskammer.

Ein Rezept, mein Rezept, gerade bis das nächste kommt…

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert